Gen-ethisches Netzwerk e.V.
Das GeN wurde 1986 als Reaktion auf die rasante Entwicklung in der biotechnologischen Forschung von kritischen Wissenschaftler*innen, Journalist*innen, Politiker*innen und anderen an der Gentechnik interessierten Menschen gegründet. Der immer noch hauptsächlich spendenfinanzierte Verein besteht heute aus Mitgliedern, Fördermitgliedern, dem Büro-Team, dem Vorstand und einem wissenschaftlichen Beirat. Das Büro-Team ist maßgeblich für die Ausgestaltung der Inhalte verantwortlich. Es setzt sich derzeit aus fünf Personen zusammen, die in Absprache mit dem Vorstand basisdemokratisch über die Inhalte und den Output entscheiden. Kernstück der inhaltlichen Arbeit ist die vierteljährlich erscheinende Fachzeitschrift Gen-ethischer Informationsdienst (GID).
Gemeinsames Ziel unserer Arbeit ist die Aufklärung und Bildung der interessierten Öffentlichkeit (Bürger*innen, Fachöffentlichkeit, Industrie und Politik) zu Gen- und Reproduktionstechnologien. Wir sind überzeugt, dass eine starke Zivilgesellschaft grundlegender Teil einer Demokratie ist. Dafür braucht es Möglichkeiten für eine diverse und informierte Meinungsbildung jeder*s Einzelnen. Wir wollen dazu beitragen, Informationen transparent und verständlich darzulegen und diese allen Interessierten zugänglich machen, auch ohne spezielles Vorwissen.
Wir engagieren uns im Zuge dessen gegen Rassismus, Behindertenfeindlichkeit und globale Ungleichheit. Unsere Perspektive ist stets eine intersektional-feministische. Wir hinterfragen Gesundheitsideale, polizeistaatliche Sicherheitsversprechen und die Lösungsversprechen der Agrarindustrie.
Ziele des Vereins
Unsere konkreten Ziele sind
- eine demokratisierte und transparente Wissenschaft
In der Landwirtschaft
- eine Aufrechterhaltung des Vorsorgeprinzips
- eine nachhaltigere, ökologischere Landwirtschaft
- Ernährungssouveränität für alle
- eine Regulierung der Gentechnik, die Risikoprüfung und Kennzeichnungspflicht umfasst
- eine konsequente und transparente Umsetzung des Verursacherprinzips
- die Verhinderung von Biopiraterie
- Keine Patente auf Tiere und Pflanzen
- Keine Freisetzung von gentechnisch veränderten Wildarten
In der Medizin
- ein solidarisches Gesundheitssystem ohne Profitinteressen
- langfristiger Datenschutz von genetischen und biologischen Proben von Proband*innen und Patient*innen
- sexuelle, reproduktive und körperliche Selbstbestimmung
- ein evidenzbasierter und ethischer Einsatz von Reproduktionstechnologien
- die Aufrechterhaltung des Verbots von „Eizellspende“ und „Leihmutterschaft“
- keine selektive Pränataldiagnostik
- kein Einsatz von vererbbarem Genome Editing am Menschen
Unsere Formate
Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten wir mit wissenschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Initiativen sowie Aktivist*innen zusammen und entwickeln gemeinsam politische Forderungen. Wir bewahren unsere politische Unabhängigkeit, indem wir ausschließlich Mitglieder-, Spenden- und Projekt-finanziert sind. Wir betreiben kritische Wissenschaftskommunikation, wofür wir unterschiedliche Formate und Wege nutzen:
- eine vierteljährlich eine Fachzeitschrift, den Gen-ethischen Informationsdienst (GID)
- unsere Webseite, einen E-Mail-Newsletter, Twitter, Instagram und ein eigener Podcast (Hingehört & Nachgefragt)
- Beteiligung an Bündnissen und organisieren Aktionen
- Informationsveranstaltungen
- kostenlose Informationsmaterialien wie Flyer und Broschüren
- Beiträge in anderen Medien
- Wir werden als Referent*innen / Expert*innen eingeladen.
- Wir stehen Journalist*innen und Politiker*innen für Hintergrundgespräche und Interviews zur Verfügung.
Was bedeutet kritische Wissenschaftskommunikation für das GeN?
In unserer Einschätzung und Bewertung von gesellschaftlichen Auswirkungen von Biotechnologien orientieren wir uns an evidenzbasierter Wissenschaft, d.h. Erkenntnisse, die durch eine transparente und nachvollziehbare Methodik erreicht wurden, und betrachten Forschungsergebnisse aus verschiedenen Fachperspektiven. Unsere Kritik setzt dort an, wo gesellschaftliche Machtverhältnisse, politische Einflüsse und finanzielle Interessenkonflikte nachweislich Einfluss darauf ausüben, welche Forschungsfragen (wie) bearbeitet werden und ob und wie Ergebnisse aus der Wissenschaft veröffentlicht, interpretiert und gesellschaftlich umgesetzt werden. Wir beziehen die Perspektiven direkt Betroffener in unsere Arbeit mit ein und geben ihnen Raum, statt nur über sie und ihre vermeintlichen Bedürfnisse zu schreiben und zu sprechen. Unser Schwerpunkt liegt in einer radikal interdisziplinären Zusammenarbeit von Sozial- und anderen Geisteswissenschaftler*innen gemeinsam mit Biolog*innen und Mediziner*innen. So können wir die sozialen, politischen und ethischen Auswirkungen der Bio-, Gen- und Reproduktionstechnologien bewerten und wo nötig fundiert kritisieren.